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Heute Mittwoch die Fahrt zu unserem nächsten und damit letzten Aufenthaltsort dieser Reise. Wir fahren nach Calau in Neubrandenburg. Wir wohnen wieder einiges einfacher als in Radebeul. Für Antonia besuchen wir unterwegs noch das Schloss Moritzburg. Es liegt in der gleichnamigen Gemeinde Moritzburg nahe Dresden. Das auf ein Jagdhaus des 16. Jahrhunderts zurückgehende Jagdschloss erhielt seine heutige Gestalt im 18. Jahrhundert unter August dem Starken. Sehenswert ist der Monströsensaal. Dort befinden sich neunundreissig krankhaft veränderte Geweihe, darunter auch der berühmte 66-Ender, der 1696 von Friedrich III. Markgraf von Brandenburg erlegt worden war. Während die auf holzgeschnitzten Tierköpfen montierten Trophäen im Speise- und Steinsaal im Vordergrund stehen, ergänzen sie im Monströsensaal die hier vorherrschenden Ledertapeten mit deren Darstellungen aus der antiken Mythologie. Antonia zieht es zu diesem Schloss, weil dort 1972 ihr geliebter Märchenfilm Drei Haselnüsse für Aschenbrödel gedreht wurde. Anschliessend fahren wir auf kleinen Strässchen über Land und essen in einer Bäckerei in einem kleinen Dorf einen Kuchen zum Mittagessen. Der Dialekt den die Verkäuferin, aber auch die Kunden sprechen ist hörenswert.
Spaziergang in Calau
Eine Wanderung kann man unsere heutige Unternehmung nicht bezeichnen. Wir besichtigen Calau und gleichzeitig machen wir einen Einkauf für die nächsten Tage. Calau ist ein nettes kleines Stassendorf. Eigentlich ist es in sorbischem Gebiet aber der sorbische Anteil, die Personen die sich als Sorben bezeichnen, hat massiv abgenommen. In einem netten Café trinken Antonia und ich einen Mittagskaffee mit einem Stück Kuchen als Belohnung. Anschliessend setzte ich mich in den riesigen Garten und geniesse die Ruhe. Der Hund der Besitzer besucht mich und drei Hühner begucken mich aus ein paar Metern Abstand. So ganz lassen sie sich nicht auf mich ein.
Ein Seerundgang muss sein
Heute Freitag ein Ausflug nach Altdöbern. Wir gucken uns zuerst das Städtchen an. Antonia will unbedingt einen See umwandern. Deshalb gehen wir das an. Aber so richtig kommen wir an den See nicht heran und wir können den Weg auf dem wir laufen nicht verlassen, denn das Gebiet ist ehemaliges Braunkohle Tagabbaugebiet und wird renaturiert. Überall sind Schilder mit der Aufschrift Wege nicht verlassen, Achtung Lebensgefahr. Das macht nicht gerade mutig. Nach einer halben Stunde brechen wir die Wanderung ab und gehen zum Schloss des Städtchens. Das Schloss hat einen riesigen Park und wir staunen, einen eigenen See. Den umwandern wir. Und wir wandern beinahe eine Stunde. Ein riesiger Park, den dieser Schlossherr sich leistete.
Am Abend gegen zweiundzwanzig Uhr geht es mir ziemlich schlecht. Schüttelfrost und Kopfweh. Ich denke an Corona, Antonia an einen Sonnenstich. Wir einigen uns auf RAM Overflow von den vielen Eindrücken. Ich bin auf die nächsten Tage gespannt.
Das Wochenende
Am Samstag erhole ich mich trotz des Festes relativ gut. Ich bin inzwischen überzeugt, es war nicht der Virus, sondern tatsächlich eher eine Überladung mit Eindrücken. Am Sonntag fühle ich mich wieder ziemlich fit. Und wir bekommen Besuch aus Berlin. Eine liebe Bekannte, aus meiner Zeit als ich noch Werktätiger war besucht uns zusammen mit ihrem Partner. Und wir haben einen wunderbaren Tag zusammen. So lange habe ich die Beiden nicht mehr gesehen. Gut, dass man wieder Reisen kann.
Noch ein Schloss mit Park
Wir fahren nach Bad Muskau mit dem Schloss und dem berühmten Landschaftspark von Hermann von Pückler-Muskau. Der Park ist riesig und liegt heute auf deutschem und polnischem Gebiet. Man kann einfach so über die Grenze wandeln. Wir nehmen im Schlossrestaurant ein kleines Mittagessen ein, und dann wandern wir beinahe zwei Stunden durch diese riesige Anlage.
Pückler-Muskau begann sich auf einer Englandreise für Gartenbau zu interessieren und hat riesige Summen in seine Gartenprojekte investiert. Daneben hat er weite und für seine Zeit sehr mutige Reisen gemacht. Er reiste bis nach Khartum im Sudan. Sein literarischer Ruhm unter den Zeitgenossen gründet sich auf die anonym herausgegebenen Briefe eines Verstorbenen. Dabei handelte es sich ursprünglich um Briefe an seine Frau, und es war ihre Idee, die Briefe in gedruckter Form zu veröffentlichen. Sie wurden in kurzer Zeit in Deutschland, England und Frankreich zu Bestsellern und brachten ihm Geld ein.
Zum Abschluss: Spreewald pur!
Heute ein kleiner Abschlussausflug. Wir fahren die relativ kurze Strecke nach Lübbenau, parken das Auto dort, und wandern ein paar Kilometer durch den Spreewald nach Lehde. Unser Vermieter hat uns diesen Spaziergang empfohlen. Der Abstecher lohnt sich wirklich. Wir sehen den Spreewald so, wie wir ihn in einem Film gesehen haben: traumhaft schön. Und wir sind relativ früh im Jahr, die gefürchtete Mückenplage ist praktisch noch nicht vorhanden. In Lehde geniessen wir dann ein kleines Mittagessen. Auf dem Rückweg wandern wir an grösseren Flussarmen vorbei und sehen auch einige der Schiffe, mit den die Touristen herumgeschifft werden. Es reizt Antonia und mich nicht, diese Dienstleistung in Anspruch zu nehmen, wir sind gerne zu Fuss unterwegs. Den Rest des Tages ruhen wir uns aus, denn Morgen ist die lange Fahrt nach Hause.
Die Schlussrunde — nach Hause
Heute Mittwoch fahren Antonia und ich nach Hause. Ein Bisschen mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Die Fahrt ist in etwa 750 Kilometer und wir beschliessen, sie wenn möglich an einem Tag zu machen. Wir machen zwei kürzere Pausen und, ja wir schaffen es. Antonia übertrifft sich mal wieder. Aber sie hat zugegeben Stalldrang, es zieht sie nach Hause. Jetzt müssen wir die vielen Eindrücke sich setzen lassen.
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