
Unser nächste Aufenthaltsort, ist Bernstadt in der Oberlausitz, nicht weit von Bautzen entfernt. Im Gegensatz zu unserem Bahnhöfchen in Feldberg ist dies ein grosses Haus in dem wir zwei uns beinahe verloren vorkommen. Aber es ist sehr gemütlich und gefällt uns.
Am ersten Tag gönnen wir uns in einer Bäckerei einen Kaffee und Kuchen. Die Bedienung, eine ehemalige Reiseleiterin wie sie erklärt, ist sehr gesprächig und informiert uns über sehenswertes in und um Bernstadt. Sie ist auch sehr offen, als ich sie auf den sehr amüsanten Dialekt anspreche. Sie meint, wir würden noch schlimmeres hören. Wir sind gespannt.
Am Donnerstag machen Antonia und ich eine schöne Rundwanderung um Bernstadt herum. Wir sind etwa drei Stunden unterwegs. Es ist wirklich eine wunderschöne aber arme Gegend. Man sieht viele halb zerfallene Häuser. Wir kommen an einer Fabrik vorbei, auf deren Grund einige sehr defekte Fahrzeuge stehen. Fotografisch ein Traum, ich kann mich nicht zurück halten. Am spannendsten ist ein kleines Dorf, das Russen heisst. Am Ende der Napoleonischen Kriege, im Jahre 1812, seien da tausende von russische Soldaten durchgekommen und auch längere Zeit geblieben. So kam dieses Dörflein zu seinem seltsamen Namen.
Auch am Freitag eine Dreistundenwanderung. Zum ersten Mal spüren wir am Abend leichte Ermüdungen. Uns sitzen die zwei ordentlichen Wanderungen in den Knochen. Wir müssen wohl einen Besichtigungstag einfügen. Es gibt ja einige spannende Museen, die man ansehen könnte.
Am Sonntag Besuch in Görlitz. Görlitz wuchs im Laufe der Zeit zu einer reichen Handelsstadt heran. Dies wurde durch die günstige Lage an zwei der wichtigsten Handelsstraßen Europas begünstigt, der Via Regia und der Neiße-Talrand-Straße. Architektonisch ist die Altstadt Schauplatz vieler Stilbegegnungen. Renaissance, Barock und Gotik sind im Stadtbild wiederzufinden. Diese Vielzahl an Bauwerken und Stilen verdankt Görlitz dem Umstand, dass es im Zweiten Weltkrieg fast unbeschädigt blieb. Während des Sozialismus zerfiel die Bausubstanz immer mehr und es wurden Pläne entworfen, die Altstadt gänzlich zu beseitigen. 1989 wurden die ersten Bohrlöcher gesetzt, in denen die Sprengladungen deponiert werden sollten. An einigen Fassaden sind diese Löcher heute noch zu sehen. Verrückt dies Geschichte, die ich aus Wikipedia habe.
Am Montag ein ruhiger Tag. Wir machen keine Wanderung sondern wir fahren eine halbe Stunde nach dem Schloss Krobnitz. Dieses Schlösschen war der Alterssitz des preussischen Kriegs- und Marineministers Albrecht Graf von Roon. Er kaufte es 1873 und liess es nach seinen Wünschen umbauen. An Montagen ist zwar, wie wir wussten, kein Zugang möglich, aber der Weg lohnte sich trotzdem. Dieser Herr hat sich wirklich eine nette Altersresidenz verpasst. Nach 1945 ist das Schloss wie üblich in der DDR ziemlich verkommen und wurde erst nach der Wende im ursprünglichen Stil wiederhergestellt. Wir spazierten etwa eine halbe Stunde in dem riesigen Park, dann fuhren wir nach Bernstadt zurück.
Am Dienstag ein besonderer Ausflug. Wir fahren nach Bautzen. Das ist eine Reise von etwa vierzig Minuten. Und der Ausflug lohnt sich. Alle die diese Weltgegend kennen meinten, Bautzen müsst ihr sehen. Die Stadt bezeichnet sich als Senfstadt. Natürlich müssen wir uns ein Gericht mit einer Senfsauce zum Mittagessen genehmigen. Und ich musste sagen: köstlich. Daneben gilt Bautzen ein Bisschen als Zentrum der Sorben. Im sorbischen Museum erfahren wir viel über die sorbische Kultur, über die guten und schlechten Zeiten die dieser Volksstamm erlebt hat. Erstaunlicherweise erging es solchen Volksgruppen in DDR-Zeiten gar nicht schlecht. Sie wurden durchaus akzeptiert und gefördert. Das hat uns sehr erstaunt. Und nach dem Museum einfach durch dieses Städtchen spazieren war schön.
Besuchen Sie das Fotoarchiv dieser Website. Dort muss man sich aber registrieren und wird von mir freigeschaltet.
